Mit der Vision Pro hat Apple sein erstes VR-Headset auf den Markt gebracht. Dabei mussten sich Fans lange gedulden. Mehr als 8 Jahre dauerte die Entwicklung – auch weil technische Probleme immer wieder für Verzögerungen sorgten. Nun ist es so weit. Die Apple Vision Pro ist seit dem 02. Februar in den USA verfügbar.
Tester sind sich einig: In Sachen Grafik, Leistung und Bedienkomfort lässt Apples Headset die Konkurrenz alt aussehen. Hochauflösende Displays, Kameras, Sensoren und zwei Chips kreieren ein VR-Erlebnis, das der Realität erstaunlich nahekommt.
Demgegenüber steht ein astronomischer Preis: mindestens 3.500 Dollar kostet die Vision Pro. Da stellt sich die Frage, welche Zielgruppe Apple im Sinn hat. Eignet sich das Headset nur für Tech-Junkies, die die Grenze des Machbaren ausloten wollen – oder profitieren auch Otto Normal-Nutzer? Was kann man damit konkret machen, und mit welchen Schwächen hat die Apple Vision Pro zu kämpfen? Wir zeigen es Dir in unserer Übersicht.
Apple Vision Pro – Specs und technische Daten
Auf den ersten Blick ähnelt die Apple Vision Pro anderen Headsets auf dem Markt – z. B. der Meta Quest 3. Und auch die Funktionsweise ist identisch. Es handelt sich um ein Gerät, das Virtual Reality mit Augmented Reality kombiniert:
- Augmented Reality: Zum einen stellt die Apple Vision Pro Deine Umgebung dar und reichert sie mit digitalen Elementen an. Wer möchte, projiziert z. B. Apps direkt ins Wohnzimmer oder platziert virtuelle Objekte auf dem Küchentisch.
- Virtual Reality: Alternativ wird die reale Umgebung komplett ausgeblendet und durch eine digitale 3D-Umgebung ersetzt. In dieser Umgebung kannst Du Dich nicht nur umsehen, sondern sogar herumlaufen.
Kurz gesagt, lässt Apples Vision Pro die echte und die virtuelle Welt miteinander verschmelzen. Der Begriff „Mixed Reality“ kommt in den Sinn. Apple spricht jedoch bevorzugt von einem „räumlichen Computer“. Um diese Räumlichkeit zu kreieren, kommen ausgeklügelte Features zum Einsatz: Displays, Kameras, Sensoren, Mikrofone, Lautsprecher – und zwei Chips, die alle Daten zusammenführen.
Sehen wir uns nun an, wie die Apple Vision Pro genau funktioniert.
Konfiguration
Headset kaufen, aufsetzen, loslegen – so einfach ist es mit der Apple Vision Pro leider nicht.
Als erste Voraussetzung benötigen Kunden ein Gerät mit Apple ID: z. B. iPad oder iPhone. Damit scannen sie ihr Gesicht, um die passende Lichtdichtung (Light Seal) zu wählen. Diese Dichtung sorgt dafür, dass das Headset bündig sitzt und möglichst wenig Licht von außen eindringt.
Natürlich muss die Vision Pro auch am Kopf befestigt werden. Der Konfigurator sucht darum anhand der Messdaten ein passendes Kopfband heraus. Zwei Varianten stehen bereit: das Solo Loop aus atmungsaktivem 3D-Gewebe und das Dual Loop. Letzteres besitzt einen zusätzlichen Über-Kopf-Gurt für noch besseren Halt.
Sind Dichtung und Kopfband ausgewählt, kann die Apple Vision Pro bestellt werden.
Für Brillenträger gibt es eine weitere Hürde. Da Brillen nicht unter das Headsets passen, sind Kontaktlinsen nötig – oder spezielle Zeiss-Korrekturlinsen für 149 USD. Diese müssen von einem Augenarzt verschrieben werden, was den Preis noch einmal in die Höhe treibt.
Displays
Wie alle Headsets besitzt die Apple Vision Pro zwei Displays – eins für jedes Auge. Diese haben es in sich! Apple verbaut erstmals Mikro-OLED-Displays mit 23 Millionen Pixeln. Falls das nicht spektakulär genug klingt: Die Bildschirme bieten mehr Pixel als 4K-Fernseher, obwohl sie nur so groß wie Briefmarken sind.
Doch warum ist das wichtig? Jedes Headset vergrößert das Bild, um einen räumlichen Effekt zu erzielen. Fällt die Auflösung zu niedrig aus, können einzelne Pixel sichtbar sein. Dieses Problem hat die Apple Vision Pro nicht. Sie stellt Inhalte schärfer dar als jedes andere Headset auf dem Markt. Auch Kontraste und Farben wirken dank OLED-Technologie besonders kräftig.
Die Apple Vision Pro besitzt noch einen weiteren Bildschirm namens Eye Sight. Er sitzt an der Außenseite und bildet die Augen des Nutzers ab. Apple möchte so das Kommunizieren trotz Headset erleichtern. Nutzt Du z. B. gerade Apps, sind Deine Augen für andere Personen sichtbar. Bist Du dagegen komplett in Virtual Reality abgetaucht, werden die Augen ausgeblendet.
Kameras und Sensoren
Die Apple Vision Pro kann nicht nur virtuelle Welten, sondern auch die Realität darstellen. Möglich macht es sog. Passthrough-Technologie.
LiDAR-Scanner und TrueDepth-Kamera vermessen die Umgebung. Das ist aus zwei Gründen wichtig. Zum einen können so Objekte realistisch im Raum platziert werden. Zum anderen weiß das Headset immer, wo Du Dich befindest. Ein Beispiel: Du bist in eine Virtual Reality-App vertieft und läufst dabei durch Dein Zimmer. Näherst Du Dich einem Hindernis, wird die Anwendung beendet, damit Du nicht dagegen läufst.
Erste Tests bestätigen: Apples Headset kann die Außenwelt äußerst realistisch darstellen. Bilder werden nahezu in Echtzeit übertragen. Doch natürlich ist der Unterschied trotzdem sichtbar – vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen. Dann wirkt das Bild eher grobkörnig.
Die Kameras der Vision Pro dienen noch einem weiteren Zweck. Nutzer scannen damit ihr Gesicht, um sog. „Personas“ zu erstellen. Diese kommen in FaceTime zum Einsatz. Wer mit anderen Personen telefoniert, ist für sie nicht mit Headset, sondern als digitales 3D-Abbild zu sehen. Mund-, Augen- und Handbewegungen werden in Echtzeit simuliert.
Bedienung
Nahezu jede VR-Brille beherrscht Head Tracking – heißt, das Bild folgt den Kopfbewegungen. Die Apple Vision Pro geht aber noch weiter: Eine Mischung aus LEDs und Infrarot-Kameras projiziert unsichtbares Licht auf jedes Auge, um dessen Bewegungen zu erfassen. Mit diesem Eye Tracking lassen sich Inhalte auswählen, indem Du sie ansiehst.
Um dann darauf zu tippen, ist kein Controller nötig. Stattdessen müssen Nutzer lediglich Daumen und Zeigefinger zusammendrücken. Diese „Pinch“-Geste bildet die Grundlage der Bedienung. Inhalte können so ausgewählt, vergrößert, verkleinert und beliebig im Raum verschoben werden.
Wer etwas schreiben will, blendet die virtuelle Tastatur ein. Zugegeben: Diese präsentiert sich gewöhnungsbedürftig und ist eher für Kurznachrichten geeignet. Doch zum Glück lassen sich Apples Magic Keyboard und sogar Macs mit der Vision Pro koppeln.
Das Headset besitzt auch physische Bedienelemente. Neben dem An/Aus-Button findet sich eine Digital Crown. Dieses Drehrädchen kennen Nutzer schon von ihrer Apple Watch Ultra. Du kannst damit die Lautstärke verändern, das Bild zentrieren, Apps beenden, die Einstellungen öffnen und den Grad der Immersion einstellen. Wenn Du z. B. weniger von Deinen Apps und mehr von der echten Umgebung sehen möchtest, musst Du nur am Rädchen drehen.
Sound
Wie man es von einem 3.500 Dollar-Headset erwarten darf, besitzt die Apple Vision Pro ein eigenes Soundsystem. Integrierte Lautsprecher versprechen satten Klang. Dank Spatial Audio kommen Sounds aus allen Richtungen, und zusätzlich verwendet Apple ein Feature namens Audio Ray Tracing. Die Umgebung wird analysiert, um den Sound perfekt darauf abzustimmen.
Wer seine Mitmenschen nicht stören möchte, koppelt die Vision Pro mit Bluetooth-Kopfhörern. Apple empfiehlt AirPods Pro der 2. Generation.
Verbaut sind außerdem 6 Mikrofone. Damit können Nutzer ihr Headset zum Telefonieren, Diktieren oder für Siri verwenden.
Verarbeitung und Gewicht
Eigentlich bedarf dieser Punkt bei Apple-Produkten keiner Erwähnung – trotzdem: Die Vision Pro ist top-verarbeitet. Hier klappert und scheppert nichts. Statt Kunststoff kommt stabiles, hochwertiges Aluminium zum Einsatz. Die Kopfbänder bieten einen Mix aus Komfort, Durchlüftung und sicherem Halt, während laminiertes Glas das Auge erfreut.
Einen Kritikpunkt gibt es jedoch: Um Gewicht – und vielleicht auch Kosten – zu sparen, besteht die äußerste Schicht des Glas-Displays aus Plastik. Dieses zeigt sich in ersten Tests anfällig für Kratzer. Nutzer sollten ihre Apple Vision Pro daher pfleglich behandeln. Zur Reinigung empfiehlt sich ein Mikrofaser-Tuch.
Kommen wir zum Gewicht: Apples Headset wiegt je nach verwendeter Lichtdichtung 600 bis 650 g – kein Leichtgewicht also. Zum Vergleich: Die Meta Quest 3 bringt nur 515 g auf die Waage. Erstaunlicherweise empfinden viele Tester das Tragen trotzdem als angenehm. Dies dürfte Apples hochwertigen – und damit auch teuren – Kopfbändern geschuldet sein.
Hardware und Akku
Die Apple Vision Pro wird nicht von einem, sondern gleich von zwei Chips angetrieben: Den M2 kennen iPad- und Mac-Nutzer bereits – und dazu kommt ein neuer R1-Chip, der die Sensordaten verarbeitet. Beide liefern enorme Rechenleistung. Allerdings benötigen sie auch eine Menge Strom.
Es verwundert daher nicht, dass der Akku ganze 350 g auf die Waage bringt. Apple hat sich dafür entschieden, ihn auszulagern. Er befindet sich in einer Box, und diese ist per Kabel mit dem Headset verbunden. Nutzer können den Akku entweder neben sich platzieren; oder sie kaufen eine spezielle Akkutasche von Belkin. Kostenpunkt: 50 USD.
Apple verspricht aktuell 2 Stunden Akkulaufzeit bei regulärer Nutzung. Wird die Vision Pro nur für Videos genutzt, sollen es 2,5 Stunden sein. Diese Werte entsprechen in etwa dem Hauptkonkurrenten Meta Quest 3. Zuhause kann das Headset beim Benutzen aufgeladen werden. Dafür kommt ein USB-C Adapter mit 30 W zum Einsatz, den Apple dankbarerweise mitliefert.
Unterwegs ist die Stromversorgung schon schwieriger. Wer seine Vision Pro länger als 2 Stunden verwenden möchte, kann jedoch einen zweiten Akku für 200 USD dazukaufen.
Apple Vision Pro – Software und Apps
Bei allen technischen Innovationen und dem stolzen Preis stellt sich die Frage: Was kann man mit der Apple Vision Pro machen?
Die kurze Antwort: alles, was man mit iPhone und iPad auch machen kann. Das Betriebssystem VisionOS basiert auf iOS. Da sich die Vision Pro mit der Apple ID des Nutzers verbindet, stehen dieselben Apps zur Verfügung – nur eben in einer räumlichen Umgebung.
Wer möchte, kreiert mehrere virtuelle Bildschirme, um den Browser, Notizen, Messenger und andere Helferlein vor sich zu sehen. Das hat definitiv Vorteile: Nicht nur werden Inhalte viel größer dargestellt als auf dem Smartphone oder Tablet. Es ist auch möglich, zwei oder gar drei Apps nebeneinander darzustellen – so als würde man mit mehreren Bildschirmen arbeiten. Nutzer können diese Bildschirme ganz nach Wunsch im Raum verschieben und skalieren.
Auch Entertainment kommt nicht zu kurz. Die Apple Vision Pro ist mit AppleTV und Disney+ kompatibel. Filme werden auf einer digitalen Leinwand abgespielt, und anders als bei Fernsehern lassen sich Größe und Seitenverhältnis flexibel ändern. Passend für Vision Pro hat Apple ein neues Format entwickelt: Immersive Videos. Diese lösen in gestochen scharfem 8K auf und decken 180 Grad ab, sodass Nutzer sich direkt im Geschehen wiederfinden. Wer möchte, nimmt selbst räumliche Videos auf. Das geht mit der Apple Vision Pro, aber auch mit dem iPhone 15 Pro und Pro Max.
Daneben stehen weitere Apps zur Verfügung:
Disney+
Disney+ bietet nicht nur 3D-Filme für die Apple Vision Pro. Du kannst Dich auch in dreidimensionalen Schauplätzen wie dem Avenger Tower umsehen und dort sogar umherlaufen. Für die zweite Option empfiehlt sich ein großer Raum. Sobald Du Dich einem Hindernis näherst, stoppt der VR-Modus aus Sicherheitsgründen.
PGA Tour Vision
Wer Golf-Tourniere auf eine ganz neue Art erleben will, lädt PGA Tour Vision herunter. Videos, Score-Boards und Statistiken werden in 2D-Fenstern dargestellt. Zusätzlich erhalten Nutzer ein dreidimensionales Modell des Platzes, das sich nach Belieben drehen und zoomen lässt.
Crouton
Werden wir bald nur noch mit VR-Brille kochen? Womöglich! Einen Vorgeschmack gibt Crouton. Diese App blendet nicht nur Rezepte ein. Auch Timer lassen sich bequem über den Kochtöpfen platzieren. So sehen Nutzer auf einen Blick, wann welches Gericht fertig ist.
Lowe’s Style Studio
Seine Traumküche virtuell designen – diesen Wunsch erfüllt Lowe’s. Das Einrichtungshaus hat eine App entwickelt, mit der sich Möbelstücke und Geräte virtuell im Raum platzieren lassen. Lowe´s verspricht ganze 80 Milliarden Kombinationsmöglichkeiten.
Apple Vision Pro – ein ausgereiftes Produkt?
Vergleicht man die Urteile von Testern, die die Apple Vision Pro ausprobiert haben, zeigt sich: Der Ersteindruck ist durchweg positiv. Apples Headset begeistert vor allem mit seiner phänomenalen Bildqualität. Kein anderer Konkurrent kann hier mithalten. Auch die Bedienung ohne Controller kommt gut an, und für ihr hohes Gewicht fällt der Tragekomfort zufriedenstellend aus.
Leider gibt es noch „Kinderkrankheiten“ – typisch für ein Produkt der ersten Generation. Das Eye Tracking funktioniert nicht immer problemlos, sodass die Auswahl von Inhalten zur Geduldsprobe wird. Außerdem scheint die Kamera manchmal ohne ersichtlichen Grund den Dienst zu versagen – selbst in hellen Umgebungen. Apples groß angekündigte Personas spalten die Meinungen: Ja, Nutzer sind erkennbar; ja, die Gesichtszüge werden in Echtzeit wiedergegeben. Doch teilweise verzerrt das Headset noch die Proportionen, was für unfreiwillige Komik sorgt.
Wären da noch die Kosten: Dass die Apple Vision Pro kein Schnäppchen wird, war schon länger bekannt. Manch einer hatte die Hoffnung, das Headset mit Freunden oder Kollegen zu teilen. Ganz so einfach ist es leider nicht. Lichtdichtung und Kopfband müssen zum Träger passen. Zwar lassen sie sich per Magnet-Halterung einfach tauschen. Der Preis für Ersatz ist jedoch nicht ohne: Pro Kopfband werden 99 USD, pro Lichtdichtung sogar 199 USD fällig. Brillenträger müssen noch mehr zahlen. Wer keine Kontaktlinsen mag, benötigt spezielle Korrekturgläser für 149 USD.
Apple Vision Pro – Preis und Verfügbarkeit
Kunden in den USA haben einen großen Vorteil: Sie können die Vision Pro bereits jetzt kaufen. Der Preis richtet sich nach dem Speicherplatz:
- 256 GB: 3.500 USD
- 512 GB: 3.700 USD
- 1 TB: 3.900 USD
Wann – und ob – die Apple Vision Pro nach Deutschland kommt, ist noch unklar.
Einzige Möglichkeit stellt aktuell der Import dar. Dieser ist jedoch mit einigen Hürden verbunden: Kunden benötigen eine Apple ID mit der voreingestellten Region USA. Sie müssen eine amerikanische Adresse angeben, und wer Apps kaufen möchte, kann dies nur mit US-Kreditkarte tun. Die Korrekturlinsen müssen von einem amerikanischen Augenarzt verschrieben werden. Dazu kommen Zollgebühren und 19 % Einfuhr-Umsatzsteuer. Einzig unterstützte Sprache ist Englisch, und Support für das Produkt erhalten deutsche Kunden gar nicht.
Fazit: Für wen eignet sich die Apple Vision Pro?
Angesichts der hohen Kosten und komplizierten Import-Bestimmungen stellt sich natürlich die Frage: Wer sollte die Apple Vision Pro kaufen? Ein Produkt für den Massenmarkt ist sie sicherlich nicht. Headsets wie die Meta Quest 3 bieten ähnliche Features und kosten 7-mal weniger.
Unser Fazit lautet deshalb: Die Apple Vision Pro eignet sich für alle, die Virtual Reality in ihrer technisch ausgereiftesten Form erleben möchten – etwa aus beruflichen Gründen. App-Entwickler und Designer fallen ebenso darunter wie Journalisten und Business-Kunden.
Alle anderen warten lieber noch. Apple arbeitet bereits an einem Nachfolger, der nicht nur leichter und kompakter, sondern auch wesentlich günstiger ausfallen soll. Außerdem bleibt zu hoffen, dass die Kinderkrankheiten der ersten Generation dann beseitigt wurden.