Du möchtest ein brandneues PC- oder Konsolenspiel spielen, besitzt jedoch nicht die nötige Hardware? Dann könnte Cloud Gaming die Lösung für dich sein. Eine schnelle Internetverbindung vorausgesetzt, kannst Du so Spiele „aus der Ferne“ zocken, ohne sie auf dem eigenen Gerät zu installieren. Firmen wie Sony, Microsoft und Nvidia bieten das Cloud Gaming bereits an – doch welcher Service eignet sich für welche Zielgruppe? Hat das Cloud Gaming auch Nachteile, und wie lässt es sich auf dem Smartphone nutzen? Diese und weitere Fragen beantworten wir im Folgenden.
Wie funktioniert Cloud Gaming?
Vor der Erfindung des Cloud Gaming galt ein simpler Grundsatz: Wer ein Videospiel spielen möchte, muss dieses auf seinem eigenen Gerät installieren. Dafür ist nicht nur die entsprechende Hardware nötig: etwa eine Konsole oder ein PC mit genug Rechenleistung. Die Spieldateien müssen auch auf der Festplatte des Geräts gespeichert werden, was entweder altmodisch per DVD oder per Download funktioniert.
„Moment mal“, dachten sich findige Entwickler. Beim Streamen von Videos werden Daten an den Nutzer gesandt, sodass dieser Film oder Serie auf seinem Bildschirm sieht. Dieses Prinzip lässt sich mit ausreichend Internet-Speed auch in umgekehrter Richtung nutzen – und so funktioniert das Cloud Gaming.
Sehen wir uns dazu ein Beispiel an: Wenn Du ein Spiel per Cloud Gaming spielst, werden Deine Eingaben – etwa Bewegungen der Spielfigur – über das Internet an ein Rechenzentrum geschickt und dort verarbeitet. Der externe Rechner tut also das, was Du ihm aus Kilometern Entfernung befiehlst. Anschließend erhältst Du Rückmeldung in Form von Bild und Ton, die auf Dein Gerät gestreamt werden. Du siehst also, wie sich Deine Spielfigur bewegt – und das nahezu in Echtzeit.
Das Spiel befindet sich übrigens nicht auf Deinem Gerät, sodass Du weder die nötige Rechenleistung noch ausreichend Speicherplatz mitbringen musst.
Stattdessen sind für das Cloud Gaming theoretisch nur drei Dinge nötig.
- Ein Eingabegerät, das vom Spiel unterstützt wird: z. B. Mouse und Tastatur oder Controller
- Zugriff auf das Rechenzentrum: meist in Form eines kostenpflichtigen Abos.
- Ein Gerät zum Empfang der Bild- und Sounddaten.
Beim Gerät kann es sich um einen PC oder eine Konsole handeln. Aber auch auf Laptops, Notebooks, Smartphones und smarten Fernsehern ist das Cloud Gaming möglich. Dafür wird meistens eine App des Anbieters installiert. Sollte dies nicht möglich sein – etwa auf iOS-Geräten – lässt sich Cloud Gaming je nach Service auch über den Web-Browser nutzen.
Doch welche Spiele stehen zur Verfügung? Das hängt ganz vom Angebot ab. Manche Cloud Gaming-Services stellen Dir lediglich die Rechenleistung bereit, mit der Du vorher gekaufte Spiele spielen kannst. Andere Angebote beinhalten eine Bibliothek von Titeln. Auf diese kannst Du gegen eine monatliche Zahlung zugreifen.
Vorteile des Cloud Gaming
Keine teure Hardware nötig
Nehmen wir an, Du möchtest ein neues Computer- oder Konsolenspiel spielen, besitzt aber nicht die erforderliche Hardware. Statt nun viel Geld für einen High-End PC oder eine Konsole auszugeben, kannst Du die nötige Rechenleistung per Cloud Gaming „mieten“ – und zwar so lange, wie Du sie brauchst. Um das Spiel auszuführen, genügt je nach Anbieter ein günstiger Desktop PC, ein Laptop oder ein Smartphone.
Mehr Komfort und Flexibilität
Den perfekten Gaming PC zusammenzustellen, ist gar nicht so einfach. Komponenten wie Prozessor, Arbeitsspeicher, Grafikkarte oder Speicherplatz wollen gut überdacht und aufeinander abgestimmt sein. Dazu kommt: Was heute als wegweisende Hardware gilt, kann morgen schon veraltet sein. Nicht jeder Gamer möchte sein System alle paar Monate updaten. Cloud Gaming bietet hier mehr Komfort, denn Du erhältst immer die passende Hardware für das Spiel Deiner Wahl.
Kompatibilität mit mehreren Plattformen
Du möchtest ein Spiel auf dem PC spielen, das eigentlich nur für Xbox oder PlayStation verfügbar ist? Dank Cloud Gaming ist das kein Problem. Da lediglich Bild und Ton übertragen werden, fallen die Barrieren zwischen den einzelnen Plattformen weg. Und damit nicht genug: Wie schon erwähnt, befinden sich die Spieldateien nicht auf Deinen Geräten, sondern in der Cloud. Du kannst beim Zocken daher flexibel zwischen PC, Laptop oder Smartphone hin und herwechseln.
Nachteile des Cloud Gaming
Schnelles Internet nötig
Beim Cloud Gaming müssen große Datenmengen übertragen werden – immer abhängig von der Qualität, in der das Spiel dargestellt wird. Ist die Internetgeschwindigkeit zu langsam, kommt es zu Verzögerungen zwischen Deinen Eingaben und dem Stream. Dann kann es beispielsweise passieren, dass Du Deine Waffe abfeuerst, aber erst Sekunden später die entsprechende Aktion auf dem Bildschirm siehst.
Folgende Übertragungsraten werden von den meisten Anbietern als Minimum vorausgesetzt:
- 10 Mbit/s für das Spielen in HD
- 20 Mbit/s für das Spielen in Full HD
- 50 Mbit/s für das Spielen in 4K
LTE-Geschwindigkeit ist an den meisten Standorten übrigens zu langsam für Cloud Gaming. Wer unterwegs spielen möchte, benötigt also ein 5G-fähiges Smartphone – und muss sich im 5G-Einzugsgebiet aufhalten. Doch selbst dann bleibt ein Problem: Eine Stunde Cloud Gaming kann locker 15 GB verbrauchen. Außerhalb der eigenen vier Wände ist das Zocken daher nur praktikabel, wenn Du einen Tarif mit unbegrenztem Datenvolumen besitzt.
Nicht komplett verzögerungsfrei
Selbst, wenn Du eine schnelle Internetverbindung nutzt, kann es beim Cloud Gaming zu Verzögerungen kommen. Diese mögen kaum ins Gewicht fallen, solange Du eher gemächliche Strategie- oder Rollenspiele spielst. Anders sieht es jedoch bei kompetitiven Multiplayer-Shootern aus. Hier zählt jede Millisekunde – wohl ein Grund, warum sich das Cloud Gaming in diesem Bereich noch nicht durchsetzen konnte.
Begrenzte Auswahl an Spielen
Bereits jetzt stellen Cloud Gaming-Anbieter zahlreiche Spiele zur Verfügung. Trotzdem gibt es keine Garantie, dass der Titel Deiner Wahl auch verfügbar ist. Wer z. B. weniger bekannte Indi-Spiele bevorzugt, wird Schwierigkeiten haben, diese auf Cloud Gaming-Plattformen zu finden – und auch ältere PC-Spiele suchst Du meist vergebens. Ist das Spiel nur auf DVD verfügbar, hast Du keine Möglichkeit, es per Cloud Gaming zu spielen.
Die wichtigsten Cloud Gaming-Anbieter
PlayStation Now
Beginnen wir mit einem echten Pionier des Cloud Gaming: PlayStation Now. Dieses Angebot startete bereits 2014 und umfasst mittlerweile über 700 Spiele. Dazu gehören PlayStation 4-Titel ebenso wie Klassiker der PS 3- und der PS 2-Generation. Lediglich Spiele, die exklusiv für die PlayStation 5 erscheinen, sind aktuell noch nicht verfügbar.
Und so funktioniert PlayStation Now:
Um Sonys Cloud Gaming zu nutzen, benötigst Du PlayStation Plus – und zwar in der Premiumversion, die je nach Laufzeit 10–17 Euro pro Monat kostet. Für diesen Preis kannst Du ohne zusätzliche Kosten auf alle Spiele in der PlayStation Plus-Bibliothek zugreifen.
Weiterhin ist ein DualShock Controller sowie ein entsprechendes Gerät nötig: Am einfachsten haben es Besitzer einer PlayStation 4 oder PlayStation5. Diese Konsolen unterstützen das Cloud Gaming von Haus aus, während Du auf Windows PCs erst die App von Sony installieren musst.
Leider ist PlayStation Now aktuell nicht für Smartphones und Tablets verfügbar. Wer Spiele dennoch auf diesen Geräten darstellen möchte, benötigt eine eigene PS4- oder PS5-Konsole und muss dort den Service PS Remote Play aktivieren.
Weniger anspruchsvoll als viele Konkurrenten zeigt sich Sony bei den Anforderungen an Dein Internet: Lediglich 5 Mbit/s werden vorausgesetzt, wenn Du Spiele mit 720p Auflösung streamen möchtest. Für 1080p sind mindestens 15 Mbit/s erforderlich.
Xbox Cloud Gaming
Ehemals unter dem Namen Project xCloud bekannt, bietet Xbox Cloud Gaming Zugriff auf über 100 Spiele: darunter viele aktuelle Neuerscheinungen, aber auch ältere Titel.
Zwar kann es die Auswahl an Games nicht mit dem Angebot von Sony aufnehmen – dafür jedoch werden mehr Geräte unterstützt: Streamen kannst Du die Spiele nämlich nicht nur auf dem PC oder den Konsolen Xbox X, S und One, sondern auch auf Smartphones. Android-Nutzer installieren die Microsoft App, während iOS-Nutzer auf ihren Browser zurückgreifen.
Wo wir schon bei Smartphones sind: Mehr als 200 Xbox-Spiele lassen sich bereits per Touch Screen steuern. Für alle anderen Spiele benötigst Du einen Controller.
Hardware-technisch hat Xbox Cloud Gaming mit dem Umstieg auf die Xbox X-Serie einen beachtlichen Sprung nach vorne gemacht. Die Auflösung wurde von 720p auf 1080p erhöht, während die Ladezeiten reduziert wurden. Natürlich macht sich dieses Upgrade bei den Anforderungen an die Internetverbindung bemerkbar: Mindestens 20 Mbit/s sollten es sein, um Spiele flüssig zu streamen.
Wie das Äquivalent von Sony ist Xbox Cloud Gaming nicht einzeln verfügbar. Stattdessen musst Du den Xbox Game Pass Ultimate erwerben, der pro Monat 13 Euro kostet. Wichtig: Die Auswahl von Spielen im Game Pass ändert sich ständig, da Titel hinzugefügt oder entfernt werden. Wer möchte, kann Spiele jedoch auch vergünstigt kaufen und über die Cloud streamen.
Nvidia GeForce Now
Nvidia baut nicht nur leistungsstarke Grafikkarten. Die Firma liefert nach eigenen Angaben auch die „nächste Generation des Cloud Gaming“. Dabei präsentiert sich das Geschäftsmodell etwas anders als bei Sony oder Microsoft. Statt einer Bibliothek an Spielen stellt Nvidia lediglich die Rechenleistung zur Verfügung – doch diese kann sich sehen lassen.
In der Priority-Version für 9,99 Euro im Monat greifen Nutzer auf eine blitzschnelle RTX-Grafikkarte zurück. Noch mehr Hardware-Power bietet das Premium-Abo für monatlich 19,99 Euro. Dann werden Eingaben von der RTX 4080 verarbeitet: einer Grafikkarte, die im Handel ganze 1.500 Euro kostet und selbst anspruchsvollste Spiele bewältigt. Genauso überzeugen kann die Bildqualität: Bis zu 2560 x 1440 Pixel sind auf PC-Monitor, Fernseher oder Smartphone möglich. Wer sich die Streaming-Box Nvidia Shield kauft, kann sogar 4K-Auflösung (3480 x 2160 Pixel) genießen.
Natürlich benötigst Du für diese Grafikpracht eine schnelle Internetverbindung. Nvidia setzt 15 Mbit/s voraus, wenn Du mit 720p streamen willst – bzw. 25 Mbit/s für 1080p und 40 Mbit/s für 4K mit Nvidia Shield.
Wie bereits erwähnt, sind in Geforce Now keine Spiele enthalten. Stattdessen musst Du diese in Shops wie Steam, dem Epic Games Store oder GOG kaufen und mit Nvidias Cloud Gaming Service verbinden. Mehr als 1.500 Games werden bereits unterstützt, und diese kannst Du auf einer Reihe von Geräten spielen: von Windows PCs über Smartphones bis zu smarten Fernsehern. Auch im Browser lässt sich Nvidia Geforce Now nutzen.
Shadow
Streng genommen ist Shadow mehr als ein Cloud Gaming Service: Diese französische Firma stellt Dir nämlich einen kompletten Windows PC bereit, den Du über das Internet steuern kannst – etwa um aufwändige Software auszuführen.
Shadow ist in zwei Varianten verfügbar:
Die Basisversion kostet monatlich 29,99 Euro und bietet Dir:
- Intel XEON™ CPU mit 3,5 GHz (oder gleichwertig)
- GeForce GTX 1080 Grafikkarte (oder gleichwertig)
- 12 GB RAM
- 256 GB Speicher
Wer noch mehr Power benötigt, kann die Ultimate-Version für 44,98 Euro im Monat buchen. Darin enthalten sind neben einer stärkeren CPU und Grafikkarte auch 4 GB Arbeitsspeicher mehr.
Außerdem besteht die Möglichkeit, den Speicherplatz auf bis zu 5 TB zu erweitern. 256 GB kosten 3 Euro.
Neben vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten und der starken Hardware bietet Shadow einen weiteren Vorteil: Der Service lässt sich auf allen erdenklichen Geräten nutzen: beispielsweise Windows PCs, Macs, Tablets oder Smartphones. Vorausgesetzt wird lediglich eine Übertragungsrate von 16 Mbit/s oder mehr.
Unser Fazit zum Cloud Gaming
Wer über eine entsprechende Internetverbindung verfügt, kann mit dem Cloud Gaming bares Geld sparen – schließlich liegen die monatlichen Kosten deutlich unter den Preisen für Xbox und PlayStation-Konsolen, Grafikkarten oder gar kompletten High End-PCs.
Doch welcher Cloud Gaming Service ist der richtige für dich? Das kommt vor allem auf Deine Anforderungen an:
- Wenn Du auf eine große Auswahl an Konsolenspielen zugreifen möchtest, sind PlayStation Now und Xbox Cloud Gaming ideal für dich.
- Nvidia Geforce Now bietet Dir die Power einer High End-Grafikkarte, sodass Du selbst aufwändigste Spiele über das Internet zocken kannst.
- Shadow richtet sich vor allem an Nutzer, die ihren Remote PC für mehrere Anwendungen benötigen. Wer lediglich spielen möchte, kommt mit Nvidias Angebot günstiger weg.