Faltbare Smartphones: Stärken und Schwächen aktueller Modelle

Erinnerst du dich noch an „Flip Phones“ – Handys zum Aufklappen, die in den frühen 2000er Jahren den Markt eroberten? Damals waren diese kompakten, robusten Geräte der letzte Schrei. Solche Geräte heißen heutzutage faltbare Smartphones und sind wieder in Mode.

Zugegeben: Urgesteine wie Nokias N90 oder das Motorola Razr V3 wurden inzwischen längst von Smartphones verdrängt, die die physische Tastatur durch ein durchgängiges Display ersetzten.

Doch wie so oft erlebt das Design aktuell ein Revival. 2018 stellte der Hersteller Royole – wenig beachtet vom Mainstream – sein erstes Smartphone zum Aufklappen vor. Faltbare Modelle von Samsung, Huawei und Motorola folgten wenige Zeit später und sind bereits in der zweiten oder dritten Generation verfügbar.

Zeit also, einen Blick auf die altbewährte Klapp-Technologie im neuen Gewand zu werfen. Wir klären die Frage: Was können faltbare Smartphones und welche Nutzer profitieren besonders von der Falt-Technologie? Anschließend stellen wir die Schwächen dieses Designs vor und zeigen, in welchen Bereichen herkömmliche Smartphones immer noch die Nase vorn haben.

Faltbare Smartphones: Die Vorteile

Faltbare Smartphones wurden anfangs von vielen Experten und Kunden belächelt. Zu rückschrittlich schien dieses Design, das an die frühen 2000er Jahre erinnerte. Mittlerweile hat sich jedoch gezeigt: Foldables besitzen im Vergleich zu gewöhnlichen Smartphones einige nicht zu leugnende Vorteile.

Vorteile von Foldables: Eine Menge Faktoren spricht für faltbare Smartphones.

Platzersparnis durch faltbare Smartphones

Der Trend zu großen Smartphones – auch „Phablets“ genannt – ist ungebrochen. Doch nicht jeder kann sich mit diesem sperrigen Design anfreunden. Die Lösung: Geräte, die sich vertikal oder horizontal auf halbe Größe zusammenklappen lassen. 

Das Samsung Galaxy Z Flip3 beispielsweise misst im zugeklappten Zustand lediglich 86 x 72 cm, eignet sich also perfekt für enge Hosentaschen. Einen anderen Weg beschreitet Huawei mit dem Mate X: Dieses entfaltet sich von herkömmlicher Smartphone-Größe auf ganze 162 x 75 cm. Damit lässt es sich als Alternative zum Tablet verwenden und platzsparend verstauen: Streng genommen erhältst du also zwei Geräte in einem!

Bessere Selfies

Die meisten Smartphone besitzen sowohl eine Rückseiten- als auch eine Frontkamera. Jedoch fristet letztere oft ein stiefmütterliches Dasein. Wie praktisch wäre es also, die leistungsstärkere Rückseiten-Kamera für Selbstportraits zu nutzen?

Modelle wie das Samsung Galaxy Z Fold 2 5G machen es möglich. Du musst das Smartphone lediglich zusammenklappen – schon zeigt die Rückseiten-Kamera in deine Richtung. Besonders praktisch ist dabei ein zweites Display, das als Spiegel fungiert. So können sich fotografierte Personen selbst sehen und ihre Pose anpassen.

Mehr Möglichkeiten bei der Bedienung

Wo wir schon beim Thema Zusatz-Display sind: Wenn du dieses gerade nicht für Fotos brauchst, erfüllt es einen anderen Zweck: Der Bildschirm zeigt dir wichtige Infos wie den Akkustand auch im zusammengeklappten Zustand an. Auf dem Mini-Screen der Samsung Galaxy Z Fold-Modelle und des Motorola Razr 5G kannst du die gleichen Aufgaben erledigen wie auf dem großen Bildschirm: etwa Nachrichten schreiben, Anrufe entgegennehmen, Google Maps aufrufen, Lieder oder Fotos auswählen, und und und… Viele Kunden und Tester möchten diesen kleinen Bildschirm im Alltag nicht mehr missen.

Multiscreen-Ansicht

Da sich das Display eines Falthandys knicken lässt, erhältst du streng genommen zwei Bildschirme. Diese eröffnen dir ganz neue Möglichkeiten: So kannst du beispielsweise bei Video-Anrufen deine Freunde auf dem oberen Screen sehen und auf dem unteren Screen die App deiner Wahl benutzen. Modelle wie das Galaxy Z Fold 2 gehen sogar noch einen Schritt weiter: Auf diesen lassen sich bis zu drei App-Fenster flexibel neben- und untereinander anzeigen – ein ideales Feature für Multitasker.

Schutz vor Brüchen

Die Displays der meisten faltbaren Smartphones bestehen aus biegsamen Polymerverbindungen. Diese sind zwar nicht so kratzfest wie Glas, können dafür aber kaum brechen. Wer sein Handy oft fallen lässt, wird diese Eigenschaft zu schätzen wissen. Zusätzlichen Schutz für das Display bieten Modelle, die sich nach innen zusammenfalten lassen: etwa die Samsung Galaxy Z Flip-Reihe, das Motorola Razr 5G oder das Xiaomi Mi Mix Fold.

Faltbare Smartphones: Die Nachteile

Wie du siehst, gibt es handfeste Gründe, zu einem faltbaren Smartphone zu greifen. Allerdings solltest du vor dem Kauf auch die Nachteile dieser Geräte kennen.

Die Kehrseite der Medaille: Faltbare Smartphones bringen auch Nachteile mit sich.

Preis-Leistungsverhältnis von faltbaren Smartphones

Faltbare Smartphones stellen in vielerlei Hinsicht ein Wunderwerk der Technik dar: Schließlich müssen Display und Hardware so verarbeitet sein, dass sie auch beim Verbiegen ohne Probleme arbeiten – und zwar auf engstem Raum. Diese ausgeklügelte Bauweise kostet natürlich Geld. Darum präsentieren sich Foldables verhältnismäßig teuer. Aktuelle Geräte sind kaum unter 900 Euro verfügbar, und bisher fehlt es an aufklappbaren Smartphones in der Mittelklasse.

Um den Preis nicht übermäßig in die Höhe schießen zu lassen, verzichten Hersteller wie Samsung und Motorola auf manche Features „herkömmlicher“ Smartphones. Drei Beispiele sollen dies verdeutlichen:

  • Das Samsung Galaxy Z Flip besitzt eine kürzere Akkulaufzeit und schwächere Kameras als preislich vergleichbare Modelle der S21-Reihe.
  • Diese Mankos wurden laut Meinung vieler Tester auch beim 2021 erschienenen Z Flip 3 kaum verbessert.
  • Beim Razr 5G verzichtet Motorola auf eine Bildwiederholungsrate von 120 Hz, die bei anderen Handys dieser Preisklasse längst zum Standard gehört. Und auch die Display-Schärfe hinkt mit 373 ppi vielen Vergleichsgeräten hinterher.

Du siehst also: Ausstattung und Hardware sind keine Gründe, sich für ein faltbares Smartphone zu entscheiden. Wenn du die Klapp-Funktion nicht benötigst, erhältst du bei anderen Geräten mehr Leistung für das gleiche Geld.

Fehlende Langzeiterfahrungen und -tests

Faltbare Smartphones werden tagtäglich viele Male auf- und zugeklappt, was eine hohe Belastung für das Display darstellt. Hersteller kennen die Bedenken der Kunden und versuchen, diese mit Labortests zu beruhigen. So versprechen Samsung und Motorola, dass sich ihre Geräte ganze 200.000 Mal problemlos öffnen lassen. Das würde bei etwa 100 Mal Aufklappen pro Tag einer Nutzungsdauer von mehr als 5 Jahren entsprechen.

Das Problem: Labortests können die Nutzung im Alltag nur näherungsweise widerspiegeln. Wie sich faltbare Smartphones auf lange Sicht schlagen werden, ist noch unklar, da die Geräte erst seit ein paar Jahren verfügbar sind.

Das führt uns zum nächsten Punkt:

„Kinderkrankheiten“ bei faltbaren Smartphones der ersten Generationen

Technische Innovationen sind ein zweischneidiges Schwert: Implementieren Hersteller ein Design wie faltbare Smartphones, dürfen Kunden zu Beginn keine Perfektion erwarten. Zu spärlich sind noch die Praxis-Tests – und das Wissen darüber, welche Features Kunden wirklich wollen. Auch die Technik präsentiert sich oft erst beim zweiten oder dritten Anlauf ausgereift. Beispiele gefällig?

  • Die ersten faltbaren Smartphones verfügten über Kunststoff-Displays, die recht anfällig für Kratzer waren. Erst 2020 brachte Samsung mit dem Galaxy Z Flip ein faltbares Smartphone mit kratzfestem Glas auf den Markt. Dieses präsentiert sich im Alltag deutlich widerstandsfähiger als seine Vorgänger.
  • Huawei setzte beim Mate X auf ein Display, das im zugeklappten Zustand nach außen zeigt und darum nur unzureichend geschützt ist. Dieses Design – ebenso wie der große Spalt zwischen beiden Display-Hälften – wurde beim Nachfolger Mate X2 angepasst.
  • Ältere Faltgeräte sind anfällig für Staub und Wasser, da ihr Bildschirm nicht völlig plan mit dem Gehäuse abschließt: Erst die Samsung-Modelle Galaxy Z Flip 3 und Galaxy Z Fold 3 besitzen eine IPX8-Zertifizierung – und überstehen damit sogar Tauchgänge im Süßwasser von maximal 30 Minuten.

Aus diesen Gründen lautet der Tipp vieler Experten: Kaufe kein aufklappbares Smartphone der ersten Generation! Zwar sind diese Geräte heute deutlich günstiger als ihre Nachfolger; bei Letzteren profitierst du jedoch vom verbesserten Design und mehr Widerstandsfähigkeit im Alltag.

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