Das Bezahlen per Smartphone wird immer beliebter – kein Wunder, denn auf diese Weise kannst Du Kredit- oder Bankkarte getrost zuhause lassen und musst nur Dein Handy in den Supermarkt mitnehmen. Dort hältst Du das gute Stück ans Kassenterminal, bestätigst Deine Identität, und schon ist der Einkauf komplett.
Doch wie funktioniert das Bezahlen mit dem Smartphone genau? Welche Risiken birgt diese Methode? Wie steht es mit dem Datenschutz, und welche Apps zum Bezahlen sind die besten? Wir verraten es Dir in unserer Übersicht.
Wie funktioniert NFC?
Hinter dem Bezahlen per Smartphone steckt NFC (Near Field Communication). Dabei handelt es sich um eine Technologie, die die Datenübertragung über kurze Entfernungen ermöglicht.
Konkret heißt das: Wird ein NFC-fähiges Smartphone neben ein Kassenterminal gehalten, entsteht ein schwaches Magnetfeld. Dieses Magnetfeld wiederum dient dazu, die Bezahldaten zu senden. Je nach Betrag (meist ab 25 Euro) musst Du anschließend Deine Identität per PIN, Fingerabdruck oder Face ID bestätigen, bevor die Bezahlung abgeschlossen werden kann.
Ebenfalls notwendig ist eine entsprechende Bezahl-App für das Smartphone. Diese wird entweder vorher mit Guthaben aufgeladen (Prepaid) oder mit einem anderen Zahlungsmittel – meist der Kreditkarte – verbunden. Auch das kontaktlose Bezahlen per Lastschriftverfahren ist möglich. Dann werden Beträge nach dem Einkauf vom Girokonto abgebucht.
Welche Smartphones eignen sich für kontaktloses Bezahlen?
Um an der Supermarktkasse ohne Bargeld oder Karte zu bezahlen, benötigst Du ein entsprechendes Smartphone mit NFC-Chip. Die Technologie ist beileibe nicht neu. Erste NFC-fähige Smartphones kamen bereits 2006 auf den Markt, und mittlerweile gehört ein NFC-Chip zum Standard. Apple beispielsweise implementiert ihn seit der 6. iPhone-Generation und Samsung seit 2015. Ob Dein Smartphone NFC-fähig ist, kannst Du in den Einstellungen sehen.
Bezahlen mit dem Smartphone – Vorteile
Wenn Du NFC nutzt und so mit Deinem Smartphone bezahlst, profitierst Du von folgenden Vorteilen:
Komfort und Zeitersparnis
Mit einem NFC-fähigen Smartphone kannst Du Deinen Geldbeutel beim Einkaufen zuhause lassen. Stattdessen genügt es, das Handy ans Kassenterminal zu halten. Du musst lediglich Deine Identität bestätigen, was mit Fingerabdruck- oder Gesichtsscanner super-schnell geht – wesentlich schneller als nach Bargeld oder der Bankkarte zu kramen.
Flexibilität
Die meisten Bezahl-Apps erlauben es, mehrere Konten bzw. Kreditkarten zu hinterlegen. Statt also ein Sammelsurium an Karten mit Dir herumzutragen, genügt es, diese auf dem Smartphone auszuwählen. Und damit nicht genug: Manche Apps erlauben auch eine Ratenzahlung, sodass Du größere Anschaffungen mit dem Handy tätigen kannst.
Hygiene
„Geld stinkt nicht“, wussten schon die Alten Römer. Allerdings wandert es durch tausende Hände, sodass sich darauf eine Vielzahl an Keimen und Bakterien tummeln: Bis zu 3.000 Arten können es auf einem einzigen Geldschein sein. Wenn Du das Risiko von Erkrankungen minimieren möchtest, sind kontaktlose Methoden wie Kreditkarten – oder eben das Smartphone – eine gute Alternative.
Bezahlen mit dem Smartphone – Nachteile
Bevor Du dich für das kontaktlose Bezahlen mit dem Smartphone entscheidest, solltest Du folgende Nachteile kennen:
Begrenzte Verfügbarkeit
Das kontaktlose Bezahlen schreitet rapide voran. Doch natürlich gibt es Geschäfte, die noch nicht auf NFC-Terminals umgerüstet haben. Dort führt bislang kein Weg an Bargeld oder Karten vorbei. Eine weitere Einschränkung: Oft ist für NFC-Zahlungen eine Internetverbindung vonnöten – schlecht, wenn Du in abgelegenen Gegenden einkaufen möchtest oder Dein Datenvolumen verbraucht ist.
Eingeschränkte Anonymität
So praktisch NFC-Zahlungen sind – in Sachen Datenschutz weisen sie eine Schwäche auf, denn App-Anbieter können Dein Kaufverhalten analysieren. Evtl. werden diese Daten an Dritt-Unternehmen wie Analysefirmen verkauft, die daraufhin personalisierte Werbung schalten. Wer häufig mit dem Smartphone bestimmte Produkte einkauft, muss sich also nicht wundern, wenn anschließend entsprechende Werbebanner im Browser erscheinen.
Eine Frage der Disziplin
Mit dem Smartphone wird das Bezahlen einfacher denn je – vielleicht zu einfach? Zwar siehst Du an der Kasse den Betrag, und auch Bezahl-Apps zeigen Dir auf Wunsch alle Transaktionen an. Dennoch wird Geld per NFC schnell von etwas „Handfestem“ zu einer abstrakten Größe. Finanzielle Disziplin ist gefragt, um hohe Ausgaben oder gar Überziehungsgebühren zu vermeiden.
Wie sicher ist NFC?
Statt Geldscheinen und Münzen wechseln beim kontaktlosen Bezahlen lediglich Daten den „Besitzer“. Sie werden von einem Gerät zum anderen geschickt – und so stellt sich die Frage: Wie anfällig ist die Methode für Betrugsversuche?
Die gute Nachricht: Laut Experten gilt NFC als sehr sicherer Standard, und das hat folgende Gründe:
- Per NFC werden keine Kreditkarteninformationen gesendet. Stattdessen schickt Deine Bezahl-App eine verschlüsselte Kopie davon, die nur für genau diesen einen Bezahlvorgang gültig ist. Das Abgreifen von Daten mittels manipulierter Lesegeräte ist damit – anders als bei Kreditkarten – nicht möglich.
- Aus dem letztgenannten Grund sieht der Händler auch nicht, wer gerade den Kauf getätigt hat. Persönliche Daten lassen sich mit NFC-Transaktionen nicht übertragen.
- Befinden sich andere NFC-fähige Geräte in Reichweite des Kassenterminals, bricht dieses den Bezahlvorgang automatisch ab. Ein Abfangen der Daten ist damit unmöglich.
- Nach jedem Bezahlvorgang muss ein NFC-Terminal neu aktiviert werden. Das schützt dich vor unerwünschten Doppelbuchungen, wenn das Smartphone zu lange daneben gehalten wird.
- Bei größeren Geldbeträgen musst Du Deine Identität bestätigen, und selbst bei kleineren Summen verlangen viele Anbieter diese Sicherheitsmaßnahme nach mehreren Bezahlvorgängen. Selbst, wenn Dein Handy geklaut und entsperrt wird, kann der Dieb also nicht unbegrenzt damit einkaufen.
- Im Fall von Verlust oder Diebstahl lassen sich NFC-Geräte ganz einfach über die Rufnummer 116 116 sperren. Diese ist kostenlos und immer erreichbar.
Bezahlen mit dem Smartphone – die beliebtesten Apps
Wenn Du Dein Smartphone zum Bezahlen nutzen möchtest, stehen Dir – je nach Gerät – mehrere Apps zur Verfügung.
Google Pay
Google Pay ist für alle Android-Smartphones ab Version 5.0 verfügbar. Die App arbeitet in Deutschland mit allen großen Banken zusammen und erfordert eine Kreditkarte – bzw. ein PayPal-Konto. In diesem Fall wird eine digitale Mastercard erstellt. Als Sicherheitsmaßnahme erfordert GooglePay die Bestätigung der Zahlung per Fingerabdruck-Scanner oder PIN, wenn der Kaufbetrag 25 Euro übersteigt.
Übrigens funktioniert GooglePay nicht nur an der Supermarkt-Kasse. Mit der App kannst Du auch Online einkaufen.
Ein Manko: Zwar ist GooglePay dank verschlüsselter Daten und Identitäts-Abfrage relativ sicher. Jedoch behalten es sich die Kalifornier vor, Dein Kaufverhalten zu analysieren und Daten zu sammeln: Dazu gehören beispielsweise Datum, Uhrzeit und Ort sowie das gekaufte Produkt – keine guten Voraussetzungen, wenn Du beim Einkauf anonym bleiben willst.
Apple Pay
Apple Pay ist seit 2018 in Deutschland verfügbar und setzt ein NFC-fähiges iPhone (6. Generation oder neuer) voraus. Die Unterschiede zu GooglePay halten sich in Grenzen. Allerdings erfordert diese App zwingend eine Kredit-, Debit-, oder Prepaidkarte, die auf dem Gerät – etwa iPhone oder AppleWatch – hinterlegt werden muss. PayPal wird nicht unterstützt.
Ein Vorteil: Apple hat nur wenig Interesse daran, etwas über Dein Kaufverhalten herauszufinden – kein Wunder, denn anders als bei Google ist Werbung nicht die Haupteinnahmequelle des Konzerns. Wer anonym, oder zumindest anonymer einkaufen möchte, ist mit ApplePay also besser beraten.
Ohnehin haben iPhone-Besitzer keine andere Möglichkeit, NFC auf ihrem Smartphone zu nutzen, da die Schnittstelle nicht für Drittanbieter-Apps freigegeben ist.
Samsung Pay
Wer ein Samsung Galaxy Smartphone mit dem Betriebssystem Android 9 oder neuer besitzt, kann Samsung Pay verwenden. Der Unterschied zu den Pendants von Google und Apple: Samsung Pay funktioniert nicht nur per NFC, sondern auch per MST – einem Standard, der die Zahlung an älteren Magnetstreifen-Kassen erlaubt. Damit lässt sich die App bei einer weit größeren Zahl von Händlern nutzen.
Die Identifizierung erfolgt per Fingerabdruck oder PIN, und für die Einrichtung ist ein Girokonto nötig. Sobald dieses hinterlegt wurde, erstellt die App eine virtuelle Kreditkarte (VISA), mit der Du in Geschäften oder Online-Shops bezahlen kannst. Auch die Ratenzahlung ist mit Samsung Pay möglich.
Bezahl-Apps von Banken
Neben Google, Apple und Samsung bieten auch immer mehr Banken ihre eigenen Bezahldienste an. Darunter sind z. B. die Sparkasse, Deutsche Bank, VR-Bank und Postbank. Die Funktionsweise ist nahezu identisch zu den oben genannten Apps – jedoch gibt es einen Vorteil: Banken haben generell kein Interesse daran, Dein Kaufverhalten zu analysieren oder gar mit Drittanbietern zu teilen, um Werbung zu schalten. Das erlaubt mehr Anonymität beim Bezahlen.
Kontaktloses Bezahlen ohne NFC-Chip – so geht´s
Wer kein NFC-fähiges Smartphone besitzt oder diese Technik nicht nutzen möchte, kann trotzdem kontaktlos bezahlen. Möglich machen es Apps, die einen QR-Code generieren. Dieser kann von Kassenterminals ausgelesen werden, wodurch die Zahlung abgeschlossen wird.
Neben PayPal und Payback gibt es auch Supermarkt-Apps mit QR-Code: z. B. von Edeka, Aldi oder Lidl. Je nach Anbieter sind verschiedene Zahlungsweisen wie Kreditkarte, Lastschrift oder PayPal möglich.
Ein Manko: Natürlich bieten Supermärkte diese Apps nicht aus reiner Menschenliebe an. Stattdessen musst Du damit rechnen, dass jeder Deiner Käufe gespeichert und ausgewertet wird. Wer komplett anonym bleiben möchte, sollte darum lieber eine andere Möglichkeit wählen.