Smartphones kommen heute so selbstverständlich mit auf Urlaubsreise wie Badehose oder Sonnencreme. Doch Achtung: Wer im Ausland telefonieren, SMS schreiben und surfen möchte, sollte sich vorher über die Roaming-Gebühren informieren. Diese wurden zwar innerhalb der EU abgeschafft; doch auch hier gibt es (teure) Ausnahmen: von Sondernummern über Satelliten-Netzwerke bis zum gefürchteten „Ghost Roaming“. Noch mehr kostet die Handynutzung in Nicht EU-Ländern.
Wir zeigen Dir, worauf Du achten solltest, um hohe Gebühren im Ausland zu vermeiden. Außerdem stellen wir Dir Alternativen zur deutschen SIM-Karte vor. Mit diesen lässt sich oft bares Geld sparen.
1. Roaming innerhalb der EU
Wer innerhalb der EU verreist, darf sich freuen. Die Roaming-Gebühren wurden bereits 2017 abgeschafft. Es gilt der Grundsatz „Roam like at Home“ – heißt, Du kannst deinen deutschen Tarif (fast) ohne Einschränkungen nutzen.
Die Betonung liegt auf „fast“, denn noch immer gibt es einige Ausnahmen.
Nehmen wir beispielsweise das Datenvolumen: Selbst, wenn Du einen Unlimited Tarif nutzt, stehen Dir außerhalb Deutschlands nicht unbegrenzte Gigabyte zur Verfügung. Stattdessen drosseln viele Provider das Limit – dazu drei Beispiele:
- O2: 34 GB
- Telekom: 58 GB
- Vodafone: 75 GB
Ist das Volumen verbraucht, werden Mehrkosten fällig. Diese hängen vom Jahr deiner Reise ab. 2023 sind es maximal 1,80 Euro pro GB; 2024 nur noch 1,55 Euro und ab 2027 werden 1 Euro pro GB fällig. Dazu kommen jeweils 19 % Mehrwertsteuer.
Doch was ist mit Tarifen mit begrenztem Datenvolumen? Auch hier kann es sein, dass Du im Ausland weniger Daten nutzen kannst als in Deutschland – und zwar dann, wenn der Tarif besonders günstig ist. Konkret gilt eine Untergrenze von 2,68 Euro pro GB. Der Grund: Provider müssen die Daten im Ausland teuer dazu kaufen und dürfen die Mehrkosten daher auf ihre Kunden umlegen.
Nehmen wir an, Dein Tarif kostet monatlich 15 Euro (ohne Mehrwertsteuer) und beinhaltet 6 GB Daten. Du musst nun folgendermaßen rechnen:
15 / 6 = 2,5.
Dieser Wert liegt unterhalb der Grenze von 2,68 Euro. Das heißt, sobald Dein Datenvolumen erschöpft ist, kann der Provider im Ausland Roaming-Gebühren berechnen (siehe oben): 2023 wären es z. B. 2,14 Euro pro GB.
Außerdem dürfen Anbieter folgende Aufschläge für Telefongespräche und SMS verlangen:
- 2,6 Cent pro Minute
- 0,47 Cent pro SMS
Roaming mit Prepaid-Karten
Wer im Ausland mit einer Prepaid-Karte surft, kann unter Umständen nicht sein ganzes verbliebenes Volumen nutzen. Das gilt konkret dann, wenn Du weniger als 2 Euro pro GB zahlst.
Um zu sehen, wie viel Volumen Dir zur Verfügung steht, hilft folgende Formel:
Verfügbares Guthaben / Großhandelspreis des Providers = GB im Ausland.
Ein Beispiel: Zu Beginn der Reise verbleiben 5 Euro auf Deiner Prepaid-Karte. Da Du 2023 verreist, liegt der Großhandelspreis bei 1,80 Euro pro GB. Das heißt, Du kannst mindestens 2,8 GB nutzen, bevor Roaming-Gebühren fällig werden.
Kostenbremse für Roaming in der EU
Um Verbraucher vor überhöhten Gebühren zu schützen, gilt seit 2010 eine Kostenbremse. Diese liegt bei 59,50 Euro. Sobald 80 % dieser Kosten erreicht wurden, erhältst Du eine Warnung deines Providers. Hast Du dann 59,50 Euro durch Roaming verbraucht, schaltet sich das mobile Internet automatisch ab. Es wird erst wieder aktiviert, wenn Du der Nutzung ausdrücklich zustimmst.
Vorsicht vor Sonderrufnummern
Zwar telefonierst Du in der gesamten EU zu den Konditionen Deines deutschen Tarifs. Eine Ausnahme stellen jedoch Sondernummern dar – allen voran 0800-er Rufnummern. Diese sind in Deutschland gratis, kosten in anderen EU-Ländern jedoch bis zu 19 Cent/Minute. Dein Provider muss Dich über diese Kosten informieren, sobald Du dich in ein ausländisches Netz einwählst.
Dauerhaftes Roaming im EU-Ausland
Du verbringst innerhalb von 4 Monaten mehr Zeit im Ausland als zuhause? Dann darf Dein Provider den Nachweis einer „stabilen Bindung“ verlangen – z. B. einen Wohnsitz oder ein Arbeitsverhältnis im Inland. Kann der Nachweis nicht innerhalb von 2 Wochen erbracht werden, hat Dein Provider das Recht, die oben genannten Roaming-Gebühren zu erheben.
Roaming auf Schiffs- und Flugreisen
Auch, wenn Deine Schiff- oder Flugreise innerhalb der EU stattfindet: „Roam like at Home“ gilt nur für terrestrische Mobilfunknetze. Wird dagegen eine Verbindung per Satellit hergestellt, kann das sehr teuer werden. Im Flugzeug solltest Du Dein Handy daher im Flugmodus lassen.
Doch was ist mit Kreuzfahrten, die mehrere Tage oder sogar Wochen dauern? In diesem Fall empfehlen wir, die automatische Netzwahl zu deaktivieren und stattdessen das WLAN des Schiffs zu nutzen. Da Telefonieren per Internet heute gang und gebe ist, entsteht Dir dadurch kaum ein Nachteil.
2. Roaming außerhalb der EU
Du bist außerhalb der EU unterwegs? Dann fällt die Nutzung Deines deutschen Tarifs weg. Du kannst also weder telefonieren noch mobiles Internet verwenden. Einzige Ausnahme: SMS-Empfang ist überall auf der Welt möglich.
Was ist nun die Lösung? Zum einen könntest Du bei deinem Provider ein Auslands-Paket kaufen. Entsprechende Angebote siehst Du sofort, wenn sich Dein Handy ins Mobilfunknetz am Zielort einwählt. Leider sind diese Tarife sündhaft teuer. Bereits 100 MB können 6 Euro oder mehr kosten. Diese Option lohnt sich daher nur, wenn Du unbedingt Deine deutsche Handynummer im Ausland nutzen möchtest.
Weitaus günstiger ist es, eine lokale SIM-Karte zu kaufen. Dabei handelt es sich meistens um Prepaid-Karten für Touristen, die zeitlich begrenzt sind. Nach dem Urlaub entsorgst Du die Karte ganz einfach. Du kannst sie je nach Provider aber auch verlängern.
Die Kosten hängen vom Land und dem Anbieter ab – aber auch davon, wo genau Du die SIM-Karte kaufst. An Flughäfen musst Du generell tiefer in die Tasche greifen. Es kann sich also lohnen, erst einmal WLAN-Hotspots zu nutzen und dann in der Stadt nach günstigen Angeboten zu suchen.
Einzelne Länder im Vergleich
Norwegen, Island und Liechtenstein
Norwegen, Island und Liechtenstein gehören zwar nicht zur EU, aber zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR). Auch dort fielen die Roaming-Gebühren 2017 weg, sodass dieselben Bedingungen wie in der Europäischen Union gelten. Das heißt: Du kannst deinen deutschen Tarif – mit den oben genannten Einschränkungen – nutzen.
Schweiz
Auch die Schweiz ist kein Teil der EU, und so erheben die meisten Anbieter Roaming-Gebühren. Wer kostenlos surfen und telefonieren möchte, sollte sich die Telekom Magenta Mobil-Tarife XS, S, M, L oder XL genauer ansehen. Diese erlauben das kostenlose Roaming in der Schweiz.
Großbritannien
Mit dem Brexit hat sich Großbritannien von der EU verabschiedet. Trotzdem gestatten es die meisten Anbieter, deutsche Tarife zu nutzen. Das gilt z. B. für die Telekom und Vodafone. Wie lange das noch der Fall sein wird, ist jedoch unklar. Nur Telefonica (O2) gibt eine konkrete Auskunft: Der Provider bietet das kostenlose Roaming in Großbritannien bis mindestens Ende 2023 an.
Türkei
Auch im beliebten Urlaubs-Land Türkei werden Roaming-Gebühren fällig. Wie hoch diese ausfallen, hängt vom Provider ab.
- Bei der Telekom zahlst Du für 1 GB in der Türkei 14,95 Euro.
- Vodafone bietet die Nutzung Deines deutschen Tarifs für 7,99 Euro pro Tag an.
- O2 verlangt für 50 MB in der Türkei 4,99 Euro.
Relativ preiswert sind die Zusatz-Optionen des Providers Ay Yildiz. Dieser hat sich auf das Roaming in der Türkei spezialisiert und bietet folgende Pakete an:
- 10 GB für 9,99 Euro
- 20 GB für 19,99 Euro
- 30 GB für 29,99 Euro
- 8 GB Prepaid für 16,19 Euro
- 14 GB Prepaid für 21,59 Euro
Wenn es unbegrenztes Datenvolumen sein soll, ist auch der Anbieter Holafly einen Blick wert. 5 bis 90 Tage stehen zur Auswahl, und die Kosten reichen von 19 bis 99 Euro.
Natürlich kannst Du vor Ort eine SIM-Karte kaufen. Diese Option ist allerdings selten günstiger. Zum Vergleich: Die größten Provider Turkcell, Türk Telekom und Vodafone berechnen für 20 GB Daten bis zu 47 Euro. Wer ein paar Euro sparen möchte, sollte die SIM-Karte nicht am Flughafen, sondern in der Stadt kaufen.
Kleinstaaten und Überseegebiete
Die Kleinstaaten San Marino und Andorra, die Isle of Man, die Kanalinseln, Gibraltar und der Vatikanstaat gehören nicht zur EU, werden aber in vielen Punkten gleichbehandelt. Darum bieten manche Provider dort „Roam like at Home“ an – andere nicht. Dasselbe gilt für europäische Überseegebiete in der Karibik.
Roaming in Grenznähe
Du wohnst in Grenznähe zu einem EU-Land? Dann kann es sein, dass sich Dein Smartphone automatisch in dessen Mobilfunknetz einwählt. Dramatisch ist das nicht. Solange mindestens einmal pro Tag die Verbindung mit dem heimischen Netz aufgebaut wird, weiß Dein Provider, dass Du nicht gegen die Fair Use-Regelung verstößt und berechnet keine Roaming-Gebühren.
Anders sieht es in Grenznähe zu einem Nicht EU-Land aus. Dort können hohe Kosten entstehen, wenn Du versehentlich das ausländische Netz verwendest. Du solltest daher die automatische Netzwahl auf dem Smartphone deaktivieren.
Vorsicht vor Ghost Roaming
Selbst, wenn das mobile Internet deaktiviert ist, können kleine Datenströme entstehen. Schuld daran sind Apps, aber auch Konstruktionsfehler. So kommt es manchmal zu Mehrkosten, obwohl Du das Internet im Urlaub überhaupt nicht genutzt hast.
Für dieses Problem gibt es mehrere Lösungen:
- Stelle den Netzmodus des Smartphones auf 3G/2G um. Dann wird keine Verbindung mit LTE/4G-Netzen aufgebaut.
- Deaktiviere das Roaming in den Systemeinstellungen oder über den Kundenservice Deines Providers.
- Als radikale Lösung kannst Du die SIM-Karte ausbauen. Dann fällt jedoch auch das Empfangen von SMS weg. Außerdem erhöht sich der Akkuverbrauch, wenn Dein Smartphone dauerhaft versucht, ein Netz zu finden.
Sollten Dir trotzdem Gebühren durch Ghost Roaming entstehen, kontaktiere am besten Deinen Provider. Viele Anbieter zeigen sich kulant und erstatten Dir die Kosten, wenn Du sie zeitnah nach der Urlaubsreise meldest.
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