USB-C Pflicht?

USB-C Pflicht – was ändert sich mit dem einheitlichen Anschluss?

Für jedes Gerät ein eigenes Ladekabel kaufen? Damit ist spätestens Ende 2024 Schluss. Stattdessen wird es per EU-Richtlinie nur noch einen Anschluss für Smartphones, Tablets und andere Kleingeräte geben: USB-C.

Viele Verbraucherschützer begrüßen diesen Schritt: Zum einen haben es Kunden so leichter, das richtige Ladekabel zu wählen. Zum anderen sollen durch die Vereinheitlichung Tonnen von Elektroschrott eingespart werden.

Größter Verlierer ist Apple. Das Unternehmen muss den hauseigenen Lightning-Anschluss streichen und iPhones in Zukunft mit USB-C ausstatten. Dementsprechend heftig fällt die Kritik der Kalifornier aus. Industrieverbände schließen sich an und bezeichnen die EU-Richtlinie als verspätet und unnötig.

Wer also hat Recht – und was ändert sich durch die USB-C Pflicht für Verbraucher? Wir verraten es Dir in unserer Übersicht.

Geräte mit USB-C

Welche Geräte sind von der USB C-Pflicht betroffen?

Der USB-C Anschluss ist ab 2024 für sog. elektronische Kleingeräte vorgeschrieben. Darunter fallen neben Smartphones auch

  • Tablets
  • Spielekonsolen
  • E-Reader
  • Navigationsgeräte
  • Headsets, Kopfhörer und tragbare Lautsprecher
  • Digitalkameras

Laptops und Notebooks sind ebenfalls betroffen – allerdings nur bei einem Energieverbrauch bis 100 W. Besonders leistungsstarke Gaming-Laptops dürfen weiterhin einen Hohlstecker besitzen.

Wann kommt die USB-C Pflicht?

Bereits im September 2021 stellte die EU-Kommission ihren Vorschlag für ein einheitliches Ladekabel vor. Dieser Vorschlag wurde inzwischen vom EU-Parlament und den Mitgliedsstaaten angenommen. Es gilt eine Übergangsfrist von 24 Monaten, sodass die USB-C Pflicht am 28. Dezember 2024 in Kraft tritt.

Für Laptops und Notebooks wurde die Frist bis zum Jahr 2026 verlängert.

Warum wird die USB-C Pflicht eingeführt?

Nutzerfreundlichkeit

2019 gab die Europäische Kommission eine Studie zu Ladegeräten in Auftrag. Demnach hatten Verbraucher im Schnitt drei Ladekabel zuhausezu viel für die meisten Befragten. Besonders der erhöhte Platzbedarf, Verwirrung über die unterschiedlichen Anschlüsse sowie Mehrkosten wurden in der Studie als Kritikpunkte genannt. Außerdem bemängelten die Befragten, dass sie ihre Geräte nicht mit jedem Kabel gleich schnell aufladen können.  

Nachhaltigkeit

Viele Ladegeräte werden weggeworfen, wenn sie nicht mit dem neuen Smartphone kompatibel sind. Das führt zu großen Mengen an Elektroschrott. Die Europäische Kommission geht pro Jahr von mehr als 11.000 Tonnen aus – und das allein in der EU. Gleichzeitig erfordert die Herstellung von neuen Ladekabeln Energie, was sich in einem hohen CO2-Ausstoß zeigt. Mit der Vereinheitlichung sollen diese Auswirkungen auf die Umwelt eingedämmt werden.

Mehr Transparenz

Bereits jetzt kommen viele Smartphones ohne Ladekabel in den Handel. Durch die Gesetzesänderung soll diese Option jedoch zur Pflicht werden. Wenn ein USB-Kabel beiliegt, müssen Hersteller dies klar auf der Verpackung kennzeichnen. Auch die Label für Endgeräte sollen überarbeitet werden. So können Verbraucher auf einen Blick sehen, welche Eigenschaften das Ladekabel mitbringen muss.

Einsparung für Verbraucher

Kunden müssen in Zukunft nur noch ein Ladekabel kaufen, um ihre Geräte aufzuladen. Außerdem sollen die neuen Pflichten zur Kennzeichnung dabei helfen, Fehlkäufe zu vermeiden. Das Ergebnis: Laut EU-Industriekommissar Thierry Breton werden Verbraucher pro Jahr ganze 250 Millionen Euro einsparen können.

Schnellladen mit allen Kabeln

Ab dem 28.12.2024 müssen alle neuen Ladekabel USB Power Delivery (PD) besitzen. Dieser Standard ermöglicht das Aufladen von Geräten mit bis zu 100 W. Geräte, die Fast Charging unterstützen, sollen sich demnach mit jedem Ladekabel gleich schnell aufladen lassen.

USB-C Anschluss statt Lightning

Kommt die USB-C Pflicht für das iPhone?

Laut Stiftung Warentest besitzen 95 % aller Smartphones bereits einen USB-C Anschluss. Ausnahme ist Apple: Das Unternehmen setzt beim Laden von iPhones nach wie vor auf den hauseigenen Lightning-Anschluss.

Mit diesem Sonderweg wird spätestens Ende 2024 Schluss sein – und so kündigte Apple an, iPhones in Zukunft mit USB-C auszustatten. Ob nur europäische Versionen betroffen sind, ist nicht hundertprozentig sicher. iPhones, die in anderen Ländern verkauft werden, könnten durchaus noch einen Lightning-Anschluss erhalten. Plausibel erscheint das aufgrund der höheren Fertigungskosten jedoch nicht.

Stattdessen gehen Experten davon aus, dass das iPhone 15 mit USB-C erscheinen wird – und zwar überall auf der Welt.

Natürlich stellt sich die Frage: Warum hat Apple bis jetzt so vehement am eigenen Lightning-Standard festgehalten?

Hier mögen designtechnische Gründe eine Rolle spielen – der Anschluss ist etwas dünner als USB-C und lässt sich platzsparender verbauen. Wichtiger erscheint jedoch ein anderer Grund: Lightning-Kabel werden entweder von Apple oder einem lizensierten Anbieter hergestellt. Das heißt, die Kalifornier verdienen an jedem verkauften Exemplar kräftig mit.

Der Umstieg auf USB-C würde diesem Geschäft ein Ende machen; kein Wunder also, dass Apple sich der EU-Richtlinie nur unter Protest beugt.

Lässt sich das iPhone 15 mit jedem USB C-Kabel aufladen?

Mit der USB-C Pflicht fällt Apples streng gehüteter „Walled Garden“: Nutzer könnten ihr iPhone in Zukunft mit jedem beliebigen USB-C Kabel aufladen. Allerdings wird es Unterschiede bei der Ladeleistung geben – zumindest, wenn man Analysten wie Ming-Chi Kuo und ShrimpApplePro glaubt.

Demnach soll die maximale Geschwindigkeit beim Aufladen nur mit Apples eigenen USB-Kabeln möglich sein. Dritthersteller, die nicht hintanstehen wollen, müssten am MFi (Made for iPhone) Programm teilnehmen und ihre Produkte kostenpflichtig zertifizieren lassen. Alle anderen Kabel werden per Chip gedrosselt, sodass Nutzer einen Anreiz haben, das Original zu kaufen – zum wesentlich höheren Preis.

Sollten die Gerüchte wahr sein, wäre das ein klarer Verstoß gegen die neue EU-Richtlinie. Schließlich schreibt diese vor, dass sich Smartphones ab 2024 mit allen USB C-Kabeln gleich schnell laden lassen.

Unlängst meldete sich der Europa-Abgeordnete Alex Agius Saliba auf Facebook zu Wort und tadelte den Tech-Konzern. Man habe Apple für eine Stellungnahme in das EU-Parlament gebeten, doch der Termin wurde nicht wahrgenommen. Nun soll ein formelles Schreiben folgen. Salibas Aussage: Auch große Firmen wie Apple dürften sich nicht über geltendes EU-Recht hinwegsetzen – schon gar nicht auf Kosten der Verbraucher.

Gibt es Kritik an der USB C-Pflicht?

Kaum überraschend gehört Apple zu den schärfsten Kritikern der USB-C Pflicht. Aber auch andere Unternehmen und Verbände bemängeln die neue Richtlinie – hauptsächlich aus folgenden Gründen:

Mehr Elektroschrott

Lightning-Kabel sind bereits seit 2012 im Einsatz. Das heißt, viele iPhone-Nutzer besitzen mindestens ein Exemplar. Mit der Umstellung auf USB-C wären diese Kabel auf einmal wertlos und müssten weggeworfen werden. Die EU-Richtlinie würde also mehr Elektroschrott verursachen als sie eindämmt – so Apple.

Ein scheinheiliges Argument, erwidern Kritiker: Apple selbst hätte seine neuen iPads und Macs bereits mit USB-C ausgestattet und damit viele Lightning-Kabel überflüssig gemacht. Die jetzt angeführten Umwelt-Bedenken habe es zu dieser Zeit bei Apple nicht gegeben.

Trotzdem ist die Frage, wie viel Elektroschrott die USB-Pflicht wirklich einsparen kann, berechtigt. Über 90 % aller Nutzer laden ihre Kleingeräte bereits mit USB-C auf. Die neue Richtlinie kommt nach Meinung mancher Experten viel zu spät.

Hinderung für Innovationen

Auch der Digitalverband Bitkom kritisiert die USB-C Pflicht. Hersteller müssten sich in Zukunft auf diesen Standard konzentrieren, da er politisch vorgeschrieben ist. Das wiederum könnte die Entwicklung schnellerer Ladestandards ausbremsen.

Tatsächlich ist das Argument nicht von der Hand zu weisen: Politische Entscheidungsprozesse gehen langsam vonstatten und hinken dem technischen Fortschritt oft hinterher.

Anderer Meinung sind Befürworter wie Anna Cavazzini, Vorsitzende des Binnenmarktausschusses im EU-Parlament. Die USB-C Pflicht sei schließlich nicht in Stein gemeißelt, sondern könne leicht angepasst werden, sobald sich eine geeignete Alternative abzeichnet.

Weniger Auswahl für Verbraucher

Viele Kritiker bezeichnen die USB-C Pflicht nicht nur als verspätet, sondern auch als unnötig. Das Argument: In den letzten 10 Jahren sei die Anzahl der Ladestandards ohnehin schon von 30 auf 3 geschrumpft: USB-C, Lightning und Micro USB. Grund dafür war keine politische Vorgabe, sondern die Selbstverpflichtung der Hersteller – genauso wie die Verbraucher.

Auch ohne EU-Richtlinie hätten diese genug Auswahl an Smartphones mit USB-C und könnten Firmen abstrafen, die den Standard nicht anbieten. Statt einer Einmischung „von oben“ wollen Kritiker also lieber der Selbstregulierung des Marktes vertrauen.

Dass dieses Argument schwächelt, zeigt Apple. Auch ohne USB-C hielt das Unternehmen 2022 einen Marktanteil von 15–25 %. Im vierten Quartal war es Vorreiter. „Abstrafen“ sieht anders aus. Eher schon scheinen viele Käufer den Lightning-Standard hinzunehmen, um in den Genuss eines iPhones zu kommen. 

USB-C Pflicht fürs iPhone

USB-C Pflicht – Ausblick

Die Vereinheitlichung der Ladestandards kommt – ob es Apple gefällt oder nicht. Fraglich ist aktuell nur, wie die Kalifornier darauf reagieren. Pläne, bei der Ladegeschwindigkeit eigene Kabel zu priorisieren, dürften vor geltendem EU-Recht kaum bestehen. Allerdings kommt ein anderer „Trick“ infrage. Von kabellosem Laden ist in der Richtlinie keine Rede, und so könnte Apple Innovationen in diesem Bereich stärker forcieren. Eventuell werden iPhones irgendwann ganz ohne Ladebuchse hergestellt – auch wenn dies aktuell noch nach Zukunftsmusik klingt.