Mit Freunden in Verbindung bleiben, immer und überall – das versprechen Messenger-Dienste. Apps wie WhatsApp, Facebook Messenger und Telegram buhlen um die Gunst der Nutzer. Sie sind einfach zu bedienen, locken mit zahlreichen Features und kosten keinen Cent!
Leider lassen Sicherheit und Datenschutz oft zu wünschen übrig. Wer Messenger-Apps verwenden möchte, muss eine Menge von sich preisgeben. So ist der Weg zum „gläsernen Nutzer“ nicht weit. Doch zum Glück gibt es Alternativen, die mehr Anonymität und einen besseren Schutz der Privatsphäre bieten. Einige der beliebtesten stellen wir im folgenden Artikel vor.
Was macht einen guten Messenger-Dienst aus?
Wenn es um die Funktionen geht, schenken sich Messenger-Dienste kaum etwas. Chats unter vier Augen, Gruppenchats, (Video)-Anrufe, Dateien und Medien senden – das alles ist heute Standard. Unterschiede zeigen sich höchstens im Detail: etwa bei der Auswahl von Emojis oder den maximalen Dateigrößen.
Auch die Kompatibilität lässt keine Wünsche offen: Alle wichtigen Messenger-Apps stehen für Android und iOS zur Verfügung. Teilweise lassen sie sich sogar auf dem PC oder direkt im Browser nutzen.
Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist und bleibt der Datenschutz: also, wie Messenger-Apps mit Deinen persönlichen Informationen umgehen.
Verschlüsselung
Manche Messenger-Apps bieten lediglich eine Transportverschlüsselung an – heißt: Sobald Du eine Nachricht schickst, wird sie unkenntlich gemacht. Sie liegt dann jedoch unverschlüsselt auf dem Server des Messenger-Anbieters, sodass dieser sie lesen kann. Mehr Datenschutz bietet die sog. Ende zu Ende-Verschlüsselung: Dabei befinden sich Nachrichten chiffriert auf dem Server. Niemand außer Sender und Empfänger – nicht einmal die App selbst – kann darauf zugreifen.
Anonymität und Speichern von Meta-Daten
Nicht jede Messenger-App erfüllt den Wunsch nach Anonymität. Oft ist es z. B. nötig, Telefonnummer, E-Mail-Adresse und den richtigen Namen anzugeben. Auch nach der Anmeldung erstellen viele Apps ein genaues Bild des Nutzers. Sie speichern Nachrichten, Gespräche, gesendete Medien und sogar den Standort. Der Grund ist finanzieller Natur. Daten sind bares Geld wert – etwa, wenn sie an Firmen verkauft werden, die dann personalisierte Werbung schalten.
Standort des Servers
Bei der Frage nach dem Datenschutz ist nicht nur entscheidend, welche Daten gespeichert werden, sondern auch, wo. Viele Messenger-Apps haben ihre Server in den USA. Dort gelten weniger strenge Datenschutz-Regeln als in der EU. Behörden erhalten beispielsweise leichter Zugriff auf Daten, während Nutzer nur schwer kontrollieren können, ob die Datenverarbeitung der DSGVO entspricht. Dies stellt vor allem Unternehmen vor Herausforderungen.
6 Messenger-Dienste im Vergleich
1. WhatsApp
Wer an Messenger-Dienste denkt, hat wahrscheinlich sofort WhatsApp im Kopf. Das ist kein Zufall: Diese App kann über 2 Milliarden Nutzer vorweisen! Seit dem Start im Jahr 2009 punktet sie mit einfacher Bedienung und intuitiven Features. Dabei ist WhatsApp komplett kostenlos.
Alles hätte so schön sein können – doch 2014 folgte ein Schritt, der vielen Nutzern sauer aufstieß: WhatsApp wurde von Facebook gekauft. Seitdem behält sich die App das Recht vor, Nutzerdaten an Facebook zu senden. Das betrifft nicht nur Infos wie Profilbild, Status, Handynummer und Email-Adresse. Auch der Standort wird nachverfolgt. So kann WhatsApp genau analysieren, von wo aus Du Nachrichten schickst und in welchem Umfeld Du Dich bewegst.
Dazu kommt: WhatsApp greift auf Deine Kontakte zu und teilt diese mit Facebook oder anderen Unternehmen – auch, wenn der Kontakt dem überhaupt nicht zustimmt. Dies stellt einen Verstoß gegen die EU-weite Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) dar. Viele Geschäftskunden haben WhatsApp daher den Rücken gekehrt.
Anonym nutzen lässt sich WhatsApp ebenfalls nicht. Für die Registrierung ist eine Handynummer nötig, an die der Bestätigungscode geschickt wird. Diese Regelung lässt sich nur auf inoffiziellem Weg umgehen: z. B. mit sog. Wegwerf-Nummern.
Gibt es auch etwas Positives zu melden? Ja. Die Sicherheit hat sich enorm verbessert.
Seit 2016 verwendet WhatsApp eine Ende zu Ende-Verschlüsselung für alle Nachrichten, sodass diese nur vom Sender und Empfänger gelesen werden können. Voraussetzung: Beide Gesprächspartner nutzen die neuste WhatsApp-Version.
Schutz vor sog. Man in the Middle-Attacken bietet die Sicherheitsnummer. Mit ihr kannst Du feststellen, ob es sich beim Gesprächspartner auch wirklich um die richtige Person handelt – und keinen Online-Betrüger.
Trotz dieser Nachbesserungen bleibt es dabei: Wenn Dir Anonymität und Datenschutz wichtig sind, gibt es bessere Optionen als WhatsApp.
2. Facebook Messenger
Facebook Messenger stammt vom gleichen Unternehmen und bietet grundsätzlich dieselben Funktionen wie WhatsApp: Unter anderem kannst Du Nachrichten schreiben, Telefonieren sowie Medien und Dateien senden.
Besonders praktisch ist der Messenger für alle, die regelmäßig auf Facebook unterwegs sind. Doch es geht auch ohne Facebook-Profil. Bei der Einrichtung musst Du dafür die Option „Not on Facebook“ wählen und Deine Handynummer sowie Vor- und Nachname angeben. Fantasie-Namen sind nicht erlaubt und können zur Sperre des Accounts führen. Das zeigt schon: Anonym lässt sich Facebook Messenger nicht nutzen.
Auch der Umgang mit persönlichen Daten gibt Grund zur Sorge. Facebook verdient sein Geld mit dem Sammeln und Weiterleiten dieser Daten – verständlich, denn irgendwie muss sich die kostenlose Plattform ja finanzieren. Für Nutzer heißt das aber: Sie geben eine Menge Informationen preis. Facebook verfolgt den Standort nach, analysiert Browser-Verläufe sowie Kaufverhalten, Fotos und andere Medien auf dem Gerät. Wer eine vollständige (und erschreckende) Liste sehen möchte, kann einmal hier klicken.
Zumindest ist eine Ende zu Ende-Verschlüsselung für private Chats, Gruppenchats und Telefonate verfügbar. Anders als bei WhatsApp funktioniert diese jedoch nicht automatisch. Stattdessen musst Du einen geheimen Chat starten. Dort gesendete Nachrichten kannst Du nur auf diesem Gerät sehen. Wenn Du den Messenger mit einem anderen Gerät nutzt, sind sie versteckt.
Insgesamt lässt sich sagen: Wer die Datenschutz-Politik von WhatsApp bemängelt, wird auch mit Facebook Messenger kaum glücklich werden. Einen Vorteil gibt es jedoch: Die App verlangt keinen Zugriff auf Deine Kontakte. Du kannst Dich zwar entscheiden, diese zu teilen – und siehst dann automatisch, ob Bekannte und Freunde Facebook nutzen. Nötig ist dies aber nicht.
3. Snapchat
Als Snapchat 2011 gegründet wurde, konnten sich Nutzer auf ein völlig neues Feature freuen: selbstzerstörende Nachrichten. Konkret löschen sich alle mit Snapchats gesendeten Inhalte nach einer bestimmten Zeit automatisch. Konkurrenten wie WhatsApp und Telegram haben diese Funktion mittlerweile übernommen. An der Beliebtheit von Snapchat ändert sich jedoch wenig.
Die App kann über 500 Millionen aktive Nutzer vorweisen und gehört damit zu den Top 5. Dabei liegt der Schwerpunkt weniger auf Textnachrichten, sondern eher auf Bildern und Videos. Diese lassen sich mithilfe von Filtern und Effekten nach eigenen Wünschen aufhübschen. Wie bei Instagram können Nutzer eigene Storys posten, und Mini-Games im Chat sorgen für Unterhaltung. Kaum überraschend ist Snapchat daher vor allem bei jungen Usern beliebt.
Doch wie steht es um Datenschutz und Sicherheit?
Fangen wir mit einer erfreulichen Nachricht an: Um Snapchat zu nutzen, musst Du weder Deine Handynummer noch Deinen echten Namen angeben. Zur Not tut es eine „Wegwerf“ Email-Adresse, sodass Nutzer weitgehend anonym bleiben können.
Hier beginnt jedoch die Problematik. Sei Dir sicher, dass Snapchat alle Daten, die Du angibst, speichert und weiterverwendet. Dazu gehören beispielsweise Name, Geburtsdatum, Email-Adresse, gesendete Snaps und Dein Standort. Verwunderlich ist das nicht: Snapchat erzielt 99 % des Umsatzes mit Werbung und gibt selbst an, dass die Art der Werbung von „Deinen Aktivitäten“ abhängt. Zusätzlich erhält Snapchat Nutzerdaten von Partner-Apps und Websites.
Auch beim Posten solltest Du vorsichtig sein: Zwar werden Snaps automatisch gelöscht. Das heißt jedoch nicht, dass andere Personen sie nicht speichern können. Stattdessen genügt es, einen Screenshot zu machen oder das Display zu fotografieren. Dazu kommt: Bis die Snaps gelöscht werden, verbleiben sie auf dem Server. Eine Ende zu Ende-Verschlüsselung ist aktuell nur für Fotos und Videos – nicht für Textnachrichten – verfügbar. Die Server befinden sich in den USA, erfüllen also nicht die Datenschutz-Kriterien der Europäischen Union.
Unser Fazit: Snapchat mag ein lustiger Zeitvertreib sein. In Sachen Privatsphäre und Datenschutz weist die App aber gravierende Mängel auf.
4. Telegram
Telegram wurde 2013 erstmals veröffentlicht und zählt inzwischen mehr als 700 Millionen Nutzer – Tendenz steigend. Ein Hauptgrund für diese Beliebtheit: Telegram gilt als sichere Whatsapp-Alternative, die beim Datenschutz die Nase vorn hat. Doch stimmt das auch?
Beginnen wir mit der Anmeldung: Anders als bei WhatsApp und Messenger müssen Nutzer keine Telefonnummer angeben. Das heißt, die App lässt sich weitgehend anonym nutzen.
Eine weitere Besonderheit: Telegram ist Cloud-basiert. Alle Daten werden Online gespeichert, sodass Nutzer sie auf jedem Gerät abrufen können. Außerdem lassen sich so unbegrenzt Dateien bis zu einer Größe von 2 GB verschicken. Was erst einmal praktisch klingt, hat aber auch einen Nachteil:
Gruppen-Chats sind nicht Ende zu Ende verschlüsselt. Dort gepostete Nachrichten und Dateien können jederzeit von Telegram und Dritten eingesehen werden. Eine Ende zu Ende-Verschlüsselung ist nur mit sog. Secret Chats möglich – und auch nur zwischen zwei Personen. Du musst diese Option jedes Mal mühsam auswählen.
Vorsicht ist bei der Kontaktdaten-Synchronisation geboten. Wird diese aktiviert, speichert Telegram alle Nummern auf deinem Handy inklusive Vor- und Nachnamen. Du kannst der App zwar den Zugriff auf die Kontakte verbieten. Zumindest unter iOS lassen sich dann aber keine Chats mehr starten.
Rechtlich gesehen glänzt Telegram nicht mit Transparenz. So ist z. B. unklar, wo genau die Server stehen und welche Datenschutz-Richtlinien gelten.
Fazit: Telegram mag als sichere Alternative zu WhatsApp begonnen haben. Mittlerweile jedoch schneidet dieser Messenger in nahezu allen relevanten Punkten schlechter ab. Wenn Dir Deine Privatsphäre wichtig ist, gibt es bessere Optionen.
5. Signal
„Benutzt Signal!“ Mit diesem Tweet reagierte Elon Musk 2021 auf die Datenschutz-Änderungen von Facebook. Twitter-CEO Jack Dorsey teilte den Tweet, und auch der Whistleblower Edward Snowden ist bekennender Signal-Nutzer. Eine bessere PR könnte man sich kaum wünschen – kein Wunder also, dass zahlreiche User WhatsApp den Rücken kehrten und zu Signal pilgerten.
Doch was macht diese App anders bzw. besser?
Eine große Stärke ist die Sicherheit: Signal nutzte als eine der ersten Messenger-Apps Ende zu Ende-Verschlüsselung, sodass weder das Unternehmen noch Dein Provider oder andere Parteien die Nachrichten auslesen können. Diese Verschlüsselung ist standardmäßig aktiv und muss nicht jedes Mal neu aktiviert werden.
Ebenfalls löblich: Nutzerdaten werden nicht auf dem Server gespeichert oder gar zu Werbezwecken verwendet. Davon hätte Signal auch nichts, denn die App finanziert sich komplett durch Spenden.
Signal bittet zwar um Zugriff auf Deine Kontaktliste. Du kannst diese jedoch problemlos ablehnen. Dann werden Kontakte nicht abgeglichen und Du musst die Telefonnummer in Signal eintippen, wenn Du einen anderen Nutzer kontaktieren möchtest. Das ist umständlicher, aber Datenschutz-konform.
Seit kurzem bietet Signal außerdem selbstzerstörende Nachrichten an – ähnlich wie Snapchat. Diese lassen sich nicht mit einem Screenshot aufzeichnen. Einzige Möglichkeit bleibt also das Abfotografieren des Bildschirms.
Signal verlangt bei der Anmeldung keinen richtigen Namen. Stattdessen tut es auch ein Fantasiename oder Emoji. Allerdings musst Du eine Telefonnummer angeben, die zur Authentifizierung dient. Hier liegt die einzige wirkliche Sicherheitslücke von Signal. Da die Telefonnummern auf dem firmeneigenen Server gespeichert werden, könnten Hacker diese abgreifen und betrügerische Nachrichten an die Nutzer schicken. Das ist in der Vergangenheit bereits geschehen.
Zum Glück gibt es eine Möglichkeit, Signal noch sicherer zu machen: die PIN-Sperre. Ist sie aktiviert, muss eine PIN eingegeben werden, um Signal auf neuen Geräten zu aktivieren. So können Hacker nicht auf Dein Konto zugreifen – selbst, wenn sie sich die Zugangsdaten erschlichen haben.
6. Threema
Threema ist als einzige hier vorgestellte App nicht kostenlos. Dafür gehört der Messenger aus der Schweiz zu den Schwergewichten, wenn es um Datenschutz und Sicherheit geht.
Das beginnt bei der Anmeldung: Um Threema zu nutzen, muss keine Handynummer oder Email-Adresse angegeben werden. Die App erstellt dagegen eine zufällig generierte, anonyme ID.
Alle Chats sind Ende zu Ende-verschlüsselt, und Nachrichten werden vom Threema-Server gelöscht, sobald sie beim Empfänger angekommen sind. Außerdem speichert Threema keine Metadaten. Die App weiß also nichts über ihre Nutzer.
Threema benötigt keinen Zugriff auf die Kontaktliste. Zwar ist es möglich, Kontakte zu synchronisieren – etwa, um leichter herauszufinden, ob Freunde auch Threema nutzen. Pflicht ist dies jedoch nicht.
Die Server stehen in der Schweiz und genügen den strengen Datenschutz-Vorgaben des Landes. Das ist ein großer Vorteil für Unternehmen, die sich rechtlich absichern möchten.
Private Chats lassen sich verstecken und mit einer PIN-Sperre schützen. So kannst Du das Handy aus der Hand geben – musst Dir aber keine Sorgen darüber machen, dass andere Personen Deine Nachrichten lesen.
Ein Nachteil ist – neben den Kosten von 5 bis 6 Euro – die geringe Nutzerzahl. Mit etwa 11 Millionen Usern gehört Threema zu den weniger bekannten Messenger-Apps. Die Chance, dass Deine Kontakte auch Threema nutzen, ist also relativ gering. Eher schon eignet sich die App für Unternehmen, die ein absolut sicheres und Datenschutz-konformes Mittel der Kommunikation suchen.